Schweizer Anbaugebiete
Mit 14'800 Hektar ist die Schweiz ein kleines Weinbauland. Gemessen an der Gesamtfläche liegt das kleine Land gerade mal auf Platz 162 aller Staaten. Was aber die Weinbaufläche angeht, rückt die Schweiz allerdings auf Rang 20 vor – und das, obwohl 70 % so gebirgig sind, dass Weinbau kaum möglich ist. Für die Schweizer selber aber steht ihr Weinbau an erster Stelle und deckt 35 % des Gesamtbedarfs.
Für alle anderen Weinfreunde ist die Weinregion Schweiz eher eine grosse Unbekannte; denn lediglich ein Prozent des Schweizer Weines wird exportiert – des Prestiges wegen. Schaut man genauer hin, dann ist die Schweiz ein sehr dynamisches Weinbauland mit über 80 Rebsorten. Viele davon sind uralt, manche aber auch noch sehr jung, nicht zuletzt deshalb, weil einige der führenden Züchter von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten in der Schweiz beheimatet sind.
Das Land teilt sich grundsätzlich in die Anbaugebiete Westschweiz (sprachlich und weinbauhistorisch französisch geprägt), Ostschweiz (die deutsche Schweiz ist das Gebiet der roten Landweine) und Tessin (italienische Schweiz). Im Tessin herrscht der Merlot mit über 80 % vor, in der Deutschschweiz ist es der Pinot noir bzw. Blauburgunder, der rund 60 % der Fläche einnimmt. In der französischen Schweiz überwiegen Pinot noir und Chasselas, der je nach Region auch Dorin, Perlan oder Fendant genannt wird und in Deutschland vor allem als Gutedel bekannt ist. Die drei Sprachgebiete in den 26 Schweizer Kantonen teilen sich in sechs Anbaugebiete auf, in denen es insgesamt 62 Qualitätsanbaugebiete (AOC) gibt.
Region | HA | Details |
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Wallis (Valais) | 4'976 Hektar (34 %) | 32 % Pinot noir, 19 % Chasselas, ferner Gamay, Syrah, Humagne, Cornalin, Amigne, Savagnin, Sylvaner |
Waadt | 3'748 Hektar (25 %) | 61 % Chasselas, 13 % Pinot noir, ferner Gamay, Chardonnay, Gamaret, Garanoir, Merlo |
Deutsch-schweiz | 2'852 Hektar (19 %) | 60 % Pinot noir, 16 % Müller-Thurgau, Merlot, Regent, Chardonnay, Sauvignon blanc, Räuschling |
Genf | 1'435 Hektar (10 %) | 25 % Gamay, 22 % Chasselas, Pinot noir, Gamaret, Garanoir, Merlot, Chardonnay, Pinot blanc, Pinot gris, Sauvignon blanc |
Tessin | 1'105 Hektar (7 %) | 83 % Merlot, 5 % Chardonnay sowie Sauvignon blanc, Gamaret, Pinot noir und Cabernet Franc |
Drei-Seen-Land | 975 Hektar (rund 5%) | Pinot noir mit 48 %, Chasselas mit 32 %, dazu Pinot gris, Chardonnay, Sauvignon blanc, Gammaret, Garanoir Neuenburg mit einem Anteil von 20 % biologischen Weinbaus |
Weinbau in der Deutschschweiz
Wie der Name schon suggeriert, ist die Deutschschweiz die Region, in der überwiegend Schweizerdeutsch gesprochen wird – eine Sammelbezeichnung für verschiedene alemannische Dialekte. Sie gliedert sich in das Mittelland, die Nordwestschweiz, die Ostschweiz, die Zentralschweiz und Teile der Alpen, die insgesamt rund zwei Drittel der Fläche der Schweiz mit 16 Kantonen ausmachen. Die rund 2'800 Hektar sind zu rund 80 % mit Rotweinsorten belegt – allen voran der Blauburgunder (Pinot noir).
Bei den Weissweinsorten belegt der Müller-Thurgau (Riesling x Sylvaner) den ersten Platz. Bei den roten Sorten spielen die Neuzüchtungen Gamaret und Garanoir eine Rolle, bei den weissen Sorten der Räuschling, der Gewürztraminer und der Grauburgunder. Der Gamaret und der Garanoir wurden 1970 aus den Elternsorten Gamay und Reichensteiner gekreuzt. Der Räuschling ist eine natürliche Kreuzung von Heunisch mit einer noch unbekannten Sorte.
Rebsorten in der Schweiz
Auch wenn es mittlerweile gut 80 Rebsorten gibt, die in der Schweiz angebaut werden, dominieren doch vier Sorten, die 71 % der Gesamtfläche belegen. Das sind Pinot noir (28 %), Chasselas (26 %), Gamay (9 %) und Merlot (8 %). Neben dem Chasselas, bei dem die Herkunft nicht zweifelsfrei erwiesen ist, machen die indigenen Sorten der Schweiz rund 9 % aus. Dazu gehören Cornalin d’Aoste und Cornalin de Valais (Rouge du Pays), Arvine bzw. Petite Arvine, Haida, Humagne Blanche, Amigne, Completer oder Lafnetscha.
Die wichtigsten neuen heimischen Rebsorten sind die roten Gamaret, Garanoir und Diolinoir (alle drei sind Neuzüchtungen) sowie die weisse Arvine. Neben den Klassikern, den heimischen Rebsorten und den Neuzüchtungen gibt es Sorten, die schon lange in der Schweiz heimisch sind. Dazu gehören französische Sorten wie Chardonnay, Syrah, Sauvignon blanc, Pinot blanc und Pinot gris, aber die Züchtung des aus dem Thurgau stammenden Rebforschers Dr. Hermann Müller, bis heute als Riesling x Sylvaner bezeichnet – auch wenn man mittlerweile weiss, dass die Eltern dieser Züchtung Riesling und Madeleine Royale waren. Ausserhalb der Schweiz ist diese Rebsorte als Müller-Thurgau oder Rivaner bekannt.